Die Lebenswelten der Menschen werden sich dramatisch verändern – sowohl aufseiten der Patient:innen als auch der Gesundheitsdienstleister. Doch noch scheint die Richtung dieser Veränderung oft nicht klar und greifbar. Das führt manchmal zu Verunsicherung und Widerstand. Eine „komplette Transformation der Medizin“ ortet Univ.-Prof. Dr. Herbert Resch, Unfallchirurg und Rektor der Salzburger Privat-Medizinuniversität (PMU) am Horizont. Treiber dafür sind nach Ansicht des Expert:innen der steigende Kostendruck, die Zunahme chronischer Erkrankungen, aber auch Entwicklungen in der IT- und Kommunikationstechnik. „Es gibt bereits Anwendungen der Telemedizin, der personalisierten Medizin oder künstlichen Intelligenz mit Big-Data-Analysen per Algorithmen. Die Frage ist allerdings, wie gut die Umsetzung in der Medizin, in der Arbeit am Patienten geschieht. Das entscheidet schließlich über Erfolg oder Misserfolg“, betont Resch.
Zum Beispiel wurde an der University of Central Florida ein System geschaffen, das Computertomografien um 30 Prozent genauer begutachtet als ein Radiologe. „Artificial Intelligence wird den Arzt nicht ersetzen, aber sie wird ihn entlasten“, ist Resch überzeugt. Einfach nicht mehr ohne die Digitalisierung auskommen werden schon bald die Onkolog:innen, wenn sie Genomdaten von Patient:innen, Gendaten von Tumoren und viele andere Faktoren dazu nützen, die jeweils wirkungsvollste und nebenwirkungsärmste Therapie auszuwählen. „Zwischen 2011 und 2016 sind 60 zielgerichtete Medikamente zugelassen worden. 2018 waren wieder 60 neue in Zulassung. Alle drei Jahre verdoppelt sich das medizinische Wissen“, fasst Univ.-Prof. DDr. Christoph Zielinski, Koordinator des Vienna Cancer Center, zusammen. Dass diese Entwicklung die Grenzen des Menschlichen sprengt, liegt auf der Hand. Nach Ansicht des Onkologen können nur noch Hilfssysteme, die Publikationen analysieren, aufbereiten und auch erste Therapievorschläge herausfiltern und dadurch die Datenflut bewältigbar machen.